DR. MED.
HENRICH STIFTUNG
www.dr-med-henrich.foundation

Ein manipulativer Artikel über vegane Kinderernährung in der postfaktischen Schmuddelpresse

Dieser Artikel in BILD ist so etwas von skurril, absurd und fachlich desolat, dass er nicht unkommentiert bleiben kann.

 

Schon die Überschrift "Vegane Ernährung schadet Kindern!" ist nicht nur falsch, sondern exakt das Gegenteil der wissenschaftlichen Fakten. Denn die wissenschaftliche Forschung sagt etwas ganz anderes aus. Die grössten Ernährungsorganisationen der Welt, die AND (Academy of Nutrition and Dietetics, Amerikanische Gesellschaft für Ernährung) und die DC (Verband der kanadischen Ernährungswissenschaftler), gaben deshalb schon 2003 eine Empfehlung für eine vegane Ernährung in „allen Phasen des Lebenszyklus, einschliesslich Schwangerschaft, Stillzeit, früher und späterer Kindheit und Adoleszenz“ heraus. Schon 2003 waren die Fakten, die für eine vegane Ernährung in jedem Lebensalter sprachen, erdrückend. 2009 bestätigte die AND die Empfehlung erneut. In 2016 gab die AND wieder eine Empfehlung heraus, in der es u . a. heisst:

 

"Es ist die Position der Academy of Nutrition and Dietetics, dass sachgerecht geplante vegetarische Ernährungsformen, einschließlich der veganen Ernährung, gesund sind, ernährungsphysiologisch bedarfsgerecht sind und gesundheitliche Vorteile bei der Prävention und Behandlung von bestimmten Krankheiten bieten könnten. Diese Ernährungsformen eignen sich für alle Phasen des Lebenszyklus, einschließlich Schwangerschaft, Stillzeit, Kleinkindalter, Kindheit, Jugendalter, älteres Erwachsenenalter und für Sportler. Pflanzlich basierte Ernährungsformen sind umweltverträglicher als Kostformen, die reich an tierlichen Produkten sind, weil sie weniger natürliche Ressourcen verbrauchen und mit viel weniger Umweltschäden behaftet sind. Vegetarier und Veganer haben ein verringertes Risiko für bestimmte Erkrankungen wie ischämische Herzkrankheit, Typ 2 Diabetes, Bluthochdruck, bestimmte Arten von Krebs und Fettleibigkeit. Eine niedrige Aufnahme von gesättigten Fettsäuren und eine hohe Zufuhr von Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Sojaprodukten, Nüssen und Samen (alle reich an Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen) sind charakteristisch für vegetarische und vegane Ernährungsformen, die niedrigere Gesamtcholesterin- und LDL-Cholesterin-Werte verursachen und eine bessere Kontrolle der Serum-Glukose ermöglichen. Diese Faktoren leisten einen Beitrag zur Verringerung chronischer Erkrankungen. Veganer benötigen zuverlässige Quellen für Vitamin B 12 wie angereicherte Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungsmittel."

 

Über 70.000 Ernährungsfachleute und Wissenschaftler gehören der AND an!

 

Wie kann die Schmuddelpresse unter diesen Umständen einen solch dreisten Schwachsinn schreiben? Es läuft ab, wie es immer abläuft. Zuerst werden Einzelfälle von falsch ernährten veganen Kindern genannt, die angeblich krank geworden sind, und dann kommen Ärzte zu Wort, denen fachliche Kenntnisse völlig fehlen.

 

"Das zweijährige Kind war zu klein für sein Alter, abgemagert, litt an Blutarmut, das Gehirn war geschrumpft. Einer 14-Jährigen fehlten lebenswichtige Nährstoffe. Ein 12-Jähriger war unterernährt. Die drei Kinder kennen sich nicht, doch sie haben etwas gemeinsam: Sie alle leiden unter den Folgen von veganer Ernährung, haben Mangelerscheinungen."

 

Aus Einzelfällen von falsch ernährten Kindern wird das pauschale Urteil gefällt, dass die vegane Ernährung insgesamt, also auch eine richtig durchgeführte vegane Ernährung schädlich sei. Dies ist fachlich und intellektuell absurd und unerträglich. Genauso gut könnte man Kunstfehler einzelner Ärzte als Begründung dafür nehmen, dass alle Ärzte gefährlich seien und die unsinnige Empfehlung aussprechen, Ärzte und Kliniken grundsätzlich zu meiden. Man könnte genauso gut auch einzelne Flugzeugabstürze dazu instrumentalisieren, die Fliegerei als zu gefährlich darzustellen und vom Fliegen abzuraten, obwohl das Flugzeug nachweislich das sicherste Transportmittel ist. Ebenso absurd wäre es, wenn man einzelne Todesfälle beim Freizeitsport als Begründung dafür nehmen würde, grundsätzlich vom Gesundheitssport abzuraten, obwohl die gesundheitlichen Vorteile des Sports unzweifelhaft überwiegen. Es ist also logisch und fachlich unsinnig, von einer gesunden veganen Ernährung abzuraten, nur weil in Einzelfällen diese Ernährung falsch durchgeführt wurde.

 

Dann werden Ärzte aufgeboten, um diesen undifferenzierten Unfug weiter aufzubauschen. Dabei haben die meisten Ärzte überhaupt keine Ahnung von Ernährung, denn Ernährungswissenschaften sind kein Ausbildungsfach innerhalb des Medizinstudiums. Dementsprechend plappern die meisten Ärzte unkritisch und ohne Kenntnisse der wissenschaftlichen Fakten den Unfug nach, den die meisten deutschsprachigen Ernährungsorganisationen absondern. Wohlgemerkt sind dies meistens Ernährungsorganisationen mit Ernährungswissenschaftlern, die enge geschäftliche bzw. finanzielle Verbindung zur Nahrungsmittelindustrie unterhalten. Deshalb erstaunt natürlich nicht, dass wie immer als Kronzeuge die Deutsche Gesellschaft für Ernährung genannt wird, deren Verbindung zur Industrie bekannt sind und deren unseriöses Vorgehen schon mehrfach nachgewiesen wurde.

 

Die Autorin des Artikels Marie S. Krone scheint sich noch nicht einmal mit der veganen Ernährung beschäftigt zu haben, ja nicht einmal in ein veganes Kochbuch geschaut zu haben. Denn wie könnte ein so falscher und dummer zweiter Satz in dieser Aussage sonst zustande kommen: "Vegan – das bedeutet, man isst ausschließlich pflanzliche Produkte: kein Fleisch, keinen Fisch, keine Milch, keinen Käse oder Honig. Viel bleibt da auf dem Teller nicht übrig." Wie kann man so dreist sein und einen Artikel über etwas schreiben, von dem man offensichtlich gar keine Ahnung hat?

 

Auch vor klaren Lügen macht man nicht halt. Dr. Barbara Mühlfeld behauptet: "Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Veganismus bei Kindern und Magersucht." Das ist schlicht und einfach eine klare Lüge, die suggerieren soll, eine vegane Ernährung führe zur Magersucht, was definitiv nicht der Fall ist. Vielmehr ist es so, dass auch junge Menschen mit der Neigung zu gestörtem Essverhalten zufällig auch die vegane Ernährung einmal ausprobieren könnten. Wenn dann diese Magersüchtigen zu wenig vegane Nahrungsmittel essen, dann hat das nichts mit der veganen Ernährung, sondern mit einer psychischen Störung zu tun, so wie das auch bei magersüchtigen Omnivoren der Fall ist, die zu wenige Nahrungsmittel konsumieren.

 

Die skurrilsten Behauptungen stellt allerdings Prof. Michael Melter auf:

 

"Sie wählen eine angeblich besonders bewusste Ernährung aus und brauchen dann chemische Ergänzungsmittel – das kann nicht gut sein."

 

Alle mir bekannten Vitamin-B12-Nahrungsergänzungsmittel werden biotechnologisch durch Bakterien hergestellt. Wie der Mann auf "chemisch" kommt, ist rätselhaft. Dass Melter dies als Argument gegen eine vegane Ernährung nutzt, ist insofern absurd, als dass die grössten Konsumenten von Nahrungsergänzungsmitteln die Omnivoren sind. Jeder Schwangeren wird dringend Folsäure empfohlen. Jod und Omega-3-Fettsäuren werden den Omnivoren ebenfalls empfohlen. Übrigens brauchte kein Veganer ein Nahrungsergänzungsmittel zu nehmen, wenn er so wie die Tiere alle Nahrungsmittel direkt ungewaschen von der Erde nehmen würde. Denn die anhaftende Erde und die in Spuren anhaftenden Kotspuren enthalten genügend Vitamin B12. Allerdings würde ich zu dieser Form der Vitaminversorgung dringend abraten, da durch eine solch unhygienische Nahrungsaufnahme Infektionen drohen. Somit sollten wir uns glücklich schätzen, dass wir unser Vitamin B12 aus Nahrungsergänzungsmitteln, angereicherten Nahrungsmitteln oder einer B12-Zahncreme aufnehmen können. Genauso klar muss aber auch betont werden, dass die Beachtung der Versorgung mit Vitamin B12 bei Schwangeren und Kindern notwendig ist und eine Vernachlässigung unentschuldbar ist. Erst solche Fälle von Vernachlässigung bieten den Ernährungsbetrügern eine Angriffsfläche gegen die vegane Ernährung!

 

Melter: "Es gibt keine festen Regeln für diese schräge Ernährungsform". "Für jedes Kind müsste man zusammen mit einem Kinderarzt und einem Ernährungsexperten einen Diätplan erstellen, der ständig überarbeitet wird."

 

Auch dies ist absurd. Selbstverständlich gibt es feste Regeln bei veganer Ernährung, die sich aus der wissenschaftlichen Forschung ergeben: www.provegan.info/de/ernaehrung/7-regeln-einer-gesunden-veganen-ernaehrung/ Wenn man die Regeln allerdings nicht kennt, dann redet man halt schrägen Unfug. Einen Diätplan bei veganer Ernährung zu erstellen, ist völlig überflüssig. Es reicht vollkommen, wenn man sich und sein Kind abwechslungsreich nach den 7 Regeln ernährt.

 

Melter: "Wir sind noch nie so alt geworden wie heute. Das liegt unter anderem an unserer Ernährung – und zwar nicht der veganen. Warum Eltern sich und ihre Kinder freiwillig in die Steinzeit zurückkatapultieren, ist mir ein Rätsel."

 

Die Ursache für Melters "Rätsel" beruht auf seiner totalen Unkenntnis in der Ernährung. Es wäre neu, dass man sich in der Steinzeit vegan ernährt hätte. Die sogenannte Paleo-Diät zeichnet sich ja gerade durch einen hohen Fleischkonsum aus. Es ist sicherlich richtig, dass die durchschnittliche Lebenserwartung noch nie so hoch wie heute war. Aber das liegt vorwiegend an der modernen Medizin (insbesondere die erfolgreiche Bekämpfung von Infektionskrankheiten) und an einer deutlich verringerten Kindersterblichkeit. Erstaunlich, dass dies ein Mediziner nicht weiss. Doch diese hohe Lebenserwartung hat einen hohen Preis, nicht nur für die Krankenkassen, sondern insbesondere für die Menschen selbst. In einem noch nie dagewesenen Ausmass leiden die Menschen in ihrem mittleren und höheren Lebensalter an chronischen ernährungsbedingten Erkrankungen wie Diabetes, koronarer Herzkrankheit, Krebs, Demenz, Alzheimer, Bluthochdruck, Schlaganfällen usw. Die Krankenhäuser, Arztpraxen, Pflegeheime, Altenheime usw. sind voller chronisch kranker omnivorer Menschen. Bereits über 70 % aller 12-jährigen Kinder weisen Anzeichen einer Arteriosklerose auf, also das Anfangsstadium einer koronaren Herzerkrankung. Nach anderen Untersuchungen sind es sogar nahezu 100 % aller 10-jährigen Kinder! Das ist das Ergebnis genau der Ernährung, die Melter und Kollegen empfehlen.

 

Mir ist bekannt, dass die Mehrzahl der deutschsprachigen Ärzte den gleichen Unfug über Ernährung von sich geben wie Melter, Mühlfeld und Co. Diese Leute haben in ihrem Medizinstudium keinerlei Ausbildung in Ernährungswissenschaften erhalten, haben sich offensichtlich in diesem Fachbereich auch nicht weitergebildet und scheren sich nicht einen Deut um die Ergebnisse ernährungswissenschaftlicher Studien. Wahrscheinlich wissen sie auch nicht einmal, dass laut staatlicher Nahrungsmitteluntersuchungen von allen Nahrungsmitteln die Tierprodukte mit Abstand am höchsten mit kanzerogenen Umweltgiften wie Dioxinen, PCPs usw. belastet sind. Wie kann man überhaupt als Arzt auf die verrückte Idee kommen, Kindern nachweislich gesundheitsschädliche Tierprodukte als Nahrung zu geben? Warum klären die Ärzte stattdessen die Menschen nicht darüber auf, wie eine gesunde vegane Ernährung durchgeführt wird? Antwort: Weil die meisten Ärzte hinsichtlich Ernährung ahnungslos sind.

 

Viele amerikanische Ärzte sind da schon weiter, also auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Die amerikanische Ärztekommission PCRM (The Physicians‘ Committee for Responsible Medicine) empfiehlt die vegane Ernährung:

 

"Vegane Ernährung, die keine tierlichen Produkte enthält, ist sogar gesünder als vegetarische Ernährung. Vegane Ernährung enthält kein Cholesterin und sogar weniger Fett, gesättigte Fettsäuren und Kalorien als vegetarische Ernährung, weil sie keine Milchprodukte und Eier enthält. Die wissenschaftliche Forschung zeigt, dass die gesundheitlichen Vorteile zunehmen, wenn die Menge der Nahrung aus tierlichen Quellen in der Ernährung verringert wird, was die vegane Ernährung zur gesündesten insgesamt macht."

 

Kann es bei einem solch desolaten Artikel wirklich verwundern, dass mittlerweile so oft von "Lügenpresse" die Rede ist, wenn die Autorin sowohl die Fakten als auch eine Differenzierung bei der veganen Ernährung nicht zu interessieren scheint? Kann es bei solchen inkompetenten Ärzten noch verwundern, dass immer mehr aufgeklärte Bürger das Vertrauen in die Schulmedizin verlieren und sich alternativen Heilmethoden oder gar Scharlatanen zuwenden, wenn viele Ärzte bei chronischen Erkrankungen nicht einmal die wissenschaftlichen Fakten beachten? Bezahlen muss dies der normale Bürger in mehrfacher Weise: Mit hohen Krankenkassenbeiträgen und mit jahrelangem Leid durch chronisch ernährungsbedingte Krankheiten.

 

Basisinformationen zur veganen Kinderernährung hier: www.provegan.info/de/ernaehrung/kinderernaehrung-und-vegane-schwangerschaften/vegane-kinderernaehrung-und-vegane-schwangerschaften-aus-aerztlicher-sicht/

 

Der Artikel in BILD:

 

www.bild.de/ratgeber/gesundheit/ernaehrung/vegane-ernaehrung-schadet-kindern-49993144.bild.html   

 

Die Propagandawelle der Ernährungsbetrüger läuft auch im Focus auf Hochtouren:

 

www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/vegetarisch_vegan/aerzte-sind-sich-einig-vegane-ernaehrung-ist-fuer-kinder-ungeeignet_id_6561572.html

 

Wenn das mal alles keine organisierte PR-Aktion der Tierindustrie ist!

 

Diesen Beitrag als Podcast anhören