DR. MED.
HENRICH STIFTUNG
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Newsletter ProVegan: Ausgabe 22/2022

«Warum der Regenwald fürs deutsche Schnitzel brennt»

Die wichtigsten Aussagen des sehr guten und lesenswerten Artikels:

 

«In Brasilien wird Amazonas-Wald gerodet, um in Deutschland Schweine mit Soja zu füttern.»

 

«Was hat die Abholzung des Regenwaldes mit meinem Einkauf im Supermarkt zu tun? Warum versagen die Kontrollen? Und welche Folgen hat die Abholzung vor Ort, im Amazonas? Maria Mast aus dem ZEIT-ONLINE-Wissensressort ist diesen Fragen hinterhergereist. Herausgekommen ist eine Geschichte über Globalisierung und ihre Folgen. Über Menschen, denen Soja-Felder die Heimat wegnehmen und andere, die sie reich machen. Und darüber, was passiert, wenn das wichtigste Ökosystem der Welt auf internationale Wirtschaftsinteressen stößt.»

 

«Hühner und Schweine in Deutschland fressen Soja, für das auch im brasilianischen Amazonasgebiet Wald gerodet wird. Seit Jahren wollen Supermarktketten auf dieses Soja verzichten – aber kaum etwas ändert sich. Warum?»

 

«Kein Land in der EU produziert so viel Fleisch wie Deutschland, kein Land auf der Welt so viel Soja wie Brasilien. Für das Fleisch braucht man Soja, zur Fütterung der Hühner, Schweine und Rinder – und um Soja anzubauen, wird in Brasilien Regenwald gerodet.»

 

«Wie gefährlich das ist, ist seit Langem bekannt: Forschende warnen seit Jahren davor, dass der Amazonas einer der wichtigsten Stabilisatoren fürs Weltklima ist. Stirbt der Wald, setzt er mehr Treibhausgase frei, als er aufnimmt. Dann könnte sich das Klima so sehr verändern, dass die Lebensgrundlage von Millionen Menschen zerstört werden würde.»

 

«Und doch brennt dieser Wald jedes Jahr. Holzfäller, Viehwirte und Soja-Produzenten zerstören Schicht für Schicht der dichten Pflanzendecke, in der die Treibhausgase gespeichert sind. Auf die gewonnenen Flächen stellen sie meist Rinder, aber wo es möglich ist, pflanzen sie Soja. In Brasilien bedeckt die Soja-Pflanze inzwischen eine Fläche von mehr als 350.000 Quadratkilometern.»

 

«Auf den Verpackungen prangen Labels, etwa das QS-Prüfzeichen, ein anderes für Tierwohl oder eines, das Qualität aus Deutschland verspricht. Dem Verbraucher wird vermittelt: Mit diesem Produkt ist alles in Ordnung.»

 

«Wilhelm Windisch, Professor für Tierernährung an der TU München, schätzt, dass ein Schwein bis zur Schlachtreife etwa 250 Kilogramm Futter frisst, hauptsächlich Getreide und Mais. Entscheidend ist allerdings der kleine Anteil an Protein im Futter, denn gerade dadurch wächst das Schwein schnell. Um das zu erreichen, kaufen deutsche Züchter jedes Jahr Millionen Tonnen Soja, vor allem aus Brasilien. 5,6 Millionen Tonnen Soja importierte Deutschland vergangenes Jahr insgesamt – davon kamen 2,6 Millionen Tonnen aus Brasilien.»

 

«In dem Bundesstaat der Munduruku gebe es eine extrem hohe Mordrate durch Schusswaffen, sagt van Solinge. "Hier werden mehr Leute erschossen als in Rio." Und viele Konflikte seien mit dem Kampf um den Wald verbunden, oft gehe es um Landrechte.»

 

«Auch die Munduruku sind betroffen, seit sie das Dorf, in dem sie seit Generationen leben, gegen Eindringlinge verteidigen müssen. Immer wieder, so berichtet es dos Santos, würden Farmer und Landräuber mit schweren Jeeps zwischen die Wellblechhütten fahren und Frauen und Kinder auffordern, zu verschwinden.»

 

«Mittlerweile beginnen die Soja-Flächen gleich hinter den Häusern der Munduruku. Ein Farmer hat sich besonders nah an das Dorf herangerodet, so nah, dass die Pestizide mit dem Regen direkt in den Fluss im Dorf gespült werden. Früher hätten sie dort gefischt und das Wasser getrunken, sagt dos Santos. Aber irgendwann bekamen die Kinder nach dem Schwimmen Ausschlag.»

 

«Seit der US-Händler Cargill das Soja-Terminal im Hafen gebaut hat, haben die Munduruku etwa 18 Prozent ihres Gebietes verloren. Und zuletzt nahmen die Abholzungen offenbar noch zu. Während sich die Landkonflikte in südlicheren Gebieten allmählich legen, weil der Regenwald abgebrannt ist und die Felder aufgeteilt sind, bietet der Norden noch immer viel Potenzial für Landräuber.»

 

«Jair Bolsonaro ist zum mächtigsten Gegner derer geworden, die den Regenwald schützen wollen. Seit er 2019 an die Macht kam, hat das Abholzungstempo wieder signifikant zugenommen

 

«Besonders skrupellos geht Bolsonaro gegen indigene Gemeinschaften vor. Er beschuldigt sie, zu viel Territorium zu beanspruchen, einige Morde an Indigenen leugnete er. Die größte indigene Organisation Brasiliens wirft ihm vor, für den Tod von über tausend Menschen verantwortlich zu sein, und hat ihn wegen Völkermords vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verklagt.»

 

«Das System Soja funktioniert auch, weil der brasilianische Staat Menschen wie Hildo Meyer verspricht, dass der Handel mit Soja sie reich machen wird. "Niemand, der arm ist, will das bleiben", sagt Hildo Meyer. Männern wie ihm nutzt es, wenn Regenwald für Soja gerodet wird. Die Indigenen hingegen, findet Hildo Meyer, würden zu viel Platz beanspruchen, auf dem sie nichts produzierten.»

 

«Satellitendaten zeigen, dass rund um Santarém viel Regenwald verschwunden ist und zahlreiche Soja-Felder entstanden sind, seit Cargill in die Gegend gekommen ist. Eigentlich sollte das Soja-Abkommen dafür sorgen, dass genau das nicht passiert. Stattdessen setzte es eine fatale Kettenreaktion in Gang. Nachdem das Abkommen geschlossen war, zog es Farmer aus dem Süden in den Norden. Viele von ihnen übernahmen Land von Viehbauern, die den Regenwald bereits beseitigt hatten, um ihre Rinder weiden zu lassen. Denn wenn Amazonaswald für Weideflächen gerodet wird und erst später Soja darauf gepflanzt wird, fallen diese Flächen nicht unter das Soja-Moratorium, das nur die Abholzung direkt für Soja verbietet.»

 

«Aus Regenwald wurde also erst eine Weide und dann ein Soja-Feld.»

 

«Die Viehbauern aber zogen weiter, suchten sich neue Flächen in der Nähe, auf denen sie Regenwald für Weiden rodeten. In den Jahren 2001 bis 2019 verzehnfachte sich die Soja-Anbaufläche allein im brasilianischen Amazonasgebiet, von 0,4 Millionen Hektar auf 4,6 Millionen Hektar – so schnell wie nirgendwo sonst in Südamerika.»

 

«Ohnehin wird nur ein geringer Anteil des Sojas zertifiziert, und zwar meist der kleine Teil, der direkt in der Lebensmittelproduktion für den Menschen landet, also im Tofu oder der Soja-Milch. Von den 350 Millionen Tonnen, die 2021 weltweit geerntet wurden, zertifizierte der RTRS nur 4,6 Millionen Tonnen, also etwa ein Prozent der Gesamternte.»

 

«Bislang jedoch gibt es keine funktionierende Zertifizierung für entwaldungsfreies Soja in einer relevanten Menge. Trotzdem erklären Supermarktketten, dass sie ihren Anteil an zertifiziertem Soja erhöhen. Auf vielen Websites finden sich Absichtserklärungen, meist auf einen ungewissen Zeitpunkt in der Zukunft gerichtet.»

 

«Das Problem: Es gibt derzeit gar keinen Weg festzustellen, ob importiertes brasilianisches Soja auf gerodeten Gebieten geerntet wurde. Um dieses Problem zu umgehen, geben viele Supermärkte an, insgesamt weniger oder gar kein Soja aus Brasilien in ihren Lieferketten haben zu wollen. Aber keines der Unternehmen beantwortet die Frage, wie viel Soja aus welchem Land in seiner Lieferkette steckt.»

 

«Stattdessen zeigen die Außenhandelsstatistiken, dass die Einfuhrmenge von brasilianischem Soja nach Deutschland kaum kleiner wird.»

 

«Im Oktober vergangenen Jahres brennt es bei den Munduruku im Amazonas wieder. Ein Soja-Farmer holt sich einen weiteren Teil des Gebiets, in dem die indigene Gemeinschaft seit Generationen lebt. Wieder hat jemand illegal Feuer gelegt. Wieder steht Josenildo dos Santos, der inoffizielle Bürgermeister des Dorfs, hilflos daneben und lässt die Schultern hängen.»

 

Anmerkung: Solange die fleisch(fr)essenden Volldeppen ausser Kontrolle sind und dies von fast der gesamten Gesellschaft gutgeheissen wird, kann und wird sich nichts ändern. Weder für den Regenwald noch für die Ureinwohner. Leider ist eines so sicher wie das Amen in der Kirche: Die fleisch(fr)essenden Volldeppen werden nicht stoppen. Der Vernichtungsfeldzug geht weiter. Warum schreibe ich von «Volldeppen»? Wie soll man Personen denn anders benennen, die ihre eigene Gesundheit mit dem Konsum von Fleisch ruinieren, die Klimakrise immer weiter verstärken, den Planeten unbewohnbar machen, den Hungertod unzähliger Kinder verursachen und die Lebensgrundlagen ihrer eigenen Nachkommen vernichten? Einige wenige skrupellose Unternehmer machen die grossen Profite und Millionen von Deppen bezahlen sie für die Vernichtung der eigenen Lebensgrundlagen. Irrsinn pur.

 

https://www.zeit.de/2022/21/soja-anbau-amazonas-brasilien-tierfutter