DR. MED.
HENRICH STIFTUNG
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Buch-Rezension von Dr. iur. Marion Rosenke, Fachanwältin für Medizinrecht

Dr. med. Ernst-Walter Henrich, Vegan – Die gesündeste Ernährung aus ärztlicher Sicht, edigo Verlag, Köln, 1. Aufl. 2021, 375 Seiten, Euro 20,-

 

Buch-Rezension von Dr. iur. Marion Rosenke, Fachanwältin für Medizinrecht

 

Seit Jahren lese ich die ProVegan-newsletter von Herrn Dr. Henrich, die wöchentlich freitags erscheinen. Seiner Broschüre ist es zu verdanken, dass ich mich seit über acht Jahren vegan ernähre. Als Ende 2020 die Ankündigung kam, dass Anfang Januar 2021 sein Buch "Vegan – Die gesündeste Ernährung aus ärztlicher Sicht" erscheinen würde, war für mich klar: Das kann nur gut werden! Mit diesem zugegebenermaßen sehr hohen Erwartungshorizont bestellte ich sogleich sechs Exemplare, um auch andere Menschen mit dem Fachwissen zu bereichern.

 

Die vom Autor sorgsam zusammengetragene, internationale Studienlage ist ebenso eindeutig wie erdrückend: Es spricht kein vernunftgetragenes Argument dafür, weiterhin Tierprodukte zu konsumieren! Dabei wird nicht nur auf diejenigen Studien eingegangen, die zu dem Ergebnis kommen, dass eine rein pflanzenbasierte Ernährung für den menschlichen Organismus die größten gesundheitlichen Vorteile bietet, sondern auch auf diejenigen (wenigen) Studien, die zu einem gegenteiligen Ergebnis kommen. Hier geht der Autor auf das jeweilige Studiendesign ein und erläutert nachvollziehbar, warum ein Studienergebnis ggf. angreifbar ist. Es versteht sich für ein Fachbuch dieser Kategorie von selbst, dass im Annex ein Quellenverzeichnis vorhanden ist, welches eine Nachprüfbarkeit der im Text aufgeführten Informationen, Fragestellungen, Argumentationsstränge und Schlussfolgerungen ermöglicht.

 

Das Buch ist wie in der Rezension von Herrn Prof. Dr. Weibler dargestellt in 22 Kapitel aufgebaut, wobei es m. E. nicht zwingend "von vorne bis hinten in Einem" gelesen werden muss. Die einzelnen Kapitel bilden jeweils für sich eine stringente Einheit, die auch ohne Kenntnis der anderen Kapitel für sich verständlich ist. Dies bewerte ich als einen großen pragmatischen Vorteil für all diejenigen, die sich vielleicht sofort auf die "Sieben Dr.-Henrich-Regeln" für eine gesunde vegane Ernährung oder auf einzelne Nahrungsbestandteile (z. B. zu dem wichtigen Thema Fette) stürzen wollen, ohne zuvor alle Kapitel etwa zu den vorherrschenden sog. Zivilisationskrankheiten lesen zu wollen. Gleichfalls könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass das Buch bei denjenigen Ärztinnen und Ärzten, die ein darin angesprochenes Fachgebiet vertreten, erworben und (zumindest!) zu dem einschlägigen Kapitel ihrer Profession zur Kenntnis genommen wird.

 

In meiner Eigenschaft als Arzthaftungsrechtlerin habe ich mir über die vergangenen Jahre immer wieder die Frage gestellt, warum in der Schulmedizin (bislang) die Ansätze einer effektiven Therapie in Form einer veganen Ernährungsumstellung nicht schon längst Gang und Gäbe sind. Abgesehen vom Vermeiden etwaiger Haftungsverantwortlichkeiten bei Unterschreiten des anerkannten medizinischen Standards / Facharztstandards, sprich bei Diskussion ärztlicher Behandlungsfehler, wäre damit ein enormer Zugewinn an Lebensqualität für die betroffenen Patientinnen und Patienten verbunden. Ein auf Seite 110 des Buches aufgeführtes Zitat des Kardiologen Kim Williams bringt beide Aspekte auf den Punkt:

 

"Es gibt zwei Arten von Kardiologen: Veganer und diejenigen, die die Fakten nicht gelesen haben."

 

Im 22. Kapitel greift Herr Dr. Henrich weitere Gründe auf, die für eine vegane Lebensweise sprechen, und rundet damit das Gesamtbild ab. Hervorzuheben ist m. E. der Aspekt des Speziesismus, der mir in den Diskussionen bislang viel zu kurz kommt. Denn eines ist doch evident: Von einer höheren Warte aus betrachtet gilt der Grundsatz "Du sollst nicht töten" sicherlich nicht nur für Menschen untereinander!

 

Insgesamt betrachtet halte ich das Buch für dermaßen informativ und vor allem für medizinische Laien gut verständlich geschrieben, dass es seinen Stammplatz in jeder Hausbibliothek finden sollte. Jedenfalls wünsche ich dem Buch die größtmögliche Verbreitung sowie, dass es in viele Sprachen übersetzt werden möge.

 

Angabe zu Interessenkonflikten:

 

Es besteht kein Interessenkonflikt, weder im Hinblick auf den Autor noch auf den Verlag. Direkte oder indirekte Vergütungen oder sonstige Vorteile waren und sind mit dieser Rezension nicht verbunden.

 

Wie es zu dieser Rezension kommt:

 

Herrn Dr. Ernst Walter Henrich hatte ich per Email zu der positiven Rezension von Herrn Prof. Dr. Jürgen Weibler, welche im ProVegan-newsletter Ausgabe 08/2021 veröffentlich wurde, gratuliert. Er fragte daraufhin vorsichtig bei mir nach, ob ich in meiner Eigenschaft als Fachanwältin für Medizinrecht ebenfalls eine Rezension für sein neues Buch schreiben würde. Dem Wunsch bin ich ohne jedes Zögern gerne nachgekommen.