DR. MED.
HENRICH STIFTUNG
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Teuflische Morgenandacht des jagenden Pfarrers Unrath

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2016/07/14/morgenandacht_14072016_dlf_20160714_0635_ae138d59.mp3

 

Pfarrer Unrath verurteilt die Auswirkung der Tierhaltung auf den Welthunger, die Umwelt und das Klima. Er lobpreist Albert Schweizers grossartige Maxime "Ehrfurcht vor dem Leben" und geht dann in den Wald, um dann dort viele wertvolle Leben auszulöschen, um seine Gier nach Fleisch zu befriedigen. Wer alles genau weiss und durchdacht hat und die Verbrechen trotzdem begeht, der ist meiner Meinung nach der Schlimmste.

 

Hier zwei zwei Stellungnahmen von Prof. Dr. Klaus Hamper und Maria Groß zu dieser Morgenandacht:

 

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2016/07/14/morgenandacht_14072016_dlf_20160714_0635_ae138d59.mp3

 

Sehr geehrter Herr Pfarrer Unrath,

 

mit Interesse habe ich Ihre von Frau Groß weitergeleitete Morgenandacht angehört und ihr Schreiben an Sie gelesen. Ich kann Frau Groß in allem, was sie ausführt, nur zustimmen. Auch wenn Ihre Predigt vom Grundtenor her zu begrüßen ist, fliegen Sie am Ende doch aus der Glaubwürdigkeitskurve. Die Hobby-Jagd mit dem zusätzlichen Stigma des  „Vergnügens“ für den Hobby-Jäger (ich habe mich lange, ausführlich und von allen Seiten mit den verschiedenen Aspekten der Hobby-Jagd beschäftigt und weiß sehr genau um die schönfärberisch vorgeschobenen Argumente der Hobbyjäger, die so gern mit den Schlagworten „Hege und Pflege“ und „moralisch einwandfreies Fleisch“ zusammengefasst werden) ist eine nur andere, moralisch aber ebenfalls verwerfliche Art, um in den „Genuss“ von Fleisch zu kommen. Auch sie verstößt eklatant gegen eines der wichtigsten und gerade von Ihrem Berufstand gepredigten 10 Gebote: „Du sollst nicht töten“.

 

Der Spagat, sich aus einem Jahrtausende alten Buch, dessen Authentizität in keiner Weise nachvollziehbar ist und das von den Gläubischen ohne nachvollziehbaren Grund hochtrabend als „Buch Gottes“ klassifiziert wird, genau die Passagen herauszusuchen, die einem ins Konzept passen und die widersprüchlich anderen völlig zu ignorieren, macht ja Religionen an sich aus. Man sieht es auch sehr schön an der derzeitigen Islam-Debatte. Was Gott, Jahwe, Allah und all die anderen imaginären Konstrukte, mit denen sich die Menschen seit Jahrhunderten bzw. -tausenden die Endlichkeit und finale Sinnlosigkeit Ihrer Existenz schönreden, alles so sehr Widersprüchliches von sich gegeben haben sollen, kann man als halbwegs aufgeklärter Mensch des 21. Jahrhunderts nur kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen. Von bronzezeitlichen Hirten aufgeschrieben, immer wieder weitererzählt, übersetzt, abgeschrieben und dabei verändert und verfälscht, muss man schon sehr scheuklappenmäßig begabt sein, um solch ein Werk zum „Wort Gottes“ zu erklären. Auch Sie schaffen es in Ihrer Predigt ja in beeindruckender Weise, völlig Widersprüchliches daraus einfach und ohne weitere Hinterfragung für Ihre Ausführungen zu benutzen.

 

Es bedarf allerdings schon einer gewissen Chuzpe, einerseits das wirkliche moralische Vorbild Albert Schweitzers mit seiner epochal einfachen und großartigen Maxime „Ehrfurcht vor dem Leben“ zu zitieren und sich dennoch wenige Sätze später als Hobbyjäger zu outen. So ein Spagat gelingt nur jemandem, der die Regeln von Logik, Ratio und Empathie entweder nicht verstanden hat oder bewusst oder unbewusst wegblendet. Wie sonst könnten Sie z. B. erklären, dass jedes Jahr Hunderttausende (!) von waldbiologisch absolut wertvollen Füchsen (oft samt ihrer Kinder, vulgo „Welpen“) von Ihresgleichen abgeknallt werden (um nur ein Beispiel zu nennen)? Das geschieht sicher nicht für den sonntäglichen Braten, oder? Auch diese Inkonsequenz ist symptomatisch für die klerikale Denkart. In der katholischen Filiale Ihrer Firma werden Jäger, Waffen und die Idee des Tiere-Totschießens im Rahmen der sogenannten Hubertusmessen ja sogar mit einem „göttlichen“ Segen moralisch weißgewaschen – auch wieder unter eklatanter Missachtung des fünften Gebots. Wenn man die Legende des Hubertus kennt, weiß man, dass der gute Mann sich im Grabe herumdrehen würde, um nicht mitzubekommen, für welche Schandtaten er da missbraucht wird.

 

Wir könnten eventuell mit dieser schlingernden und ihrem Untergang entgegen trudelnden menschlichen Gesellschaft wieder auf einen guten Weg kommen, wenn wir endlich lernten, Zusammenhänge zu Ende zu denken. Der anthropozentrische Wahn, dass der Mensch das Ebenbild eines imaginären Gottes sei und daher über allem Anderen in der sogenannten „göttlichen Schöpfung“ stehe, ist die ALLEINIGE Ursache des Zustandes, in dem sich unser schwerst kranker Planet befindet. Erst, wenn wir wieder verstünden, dass wir Teil großen Ganzen und allenfalls „Primus inter Pares“ im Umgang mit unseren Mitgeschöpfen sind, könnten wir Hoffnung schöpfen, dass sich das Steuer noch einmal herumreißen ließe und die vollständige Zerstörung unserer „Schöpfung“, auf die wir uns mit der unkontrollierten und exponentiellen Vermehrung der Spezies „Homo sapiens“ (treffender wäre „Homo stupidus“) unweigerlich zubewegen, noch verhindert werden könnte. Dieses Zu-Ende-Denken von einem Vertreter des Berufstands einzufordern, zu dessen Markenkern dieser anthropozentrische Wahn seit Jahrtausenden unter Berufung auf ein weitgehend irrationales und durch keine überprüfbaren Quellen belegtes „Buch Gottes“ gehört, ist allerdings ein wahrscheinlich genauso eitler Wahn. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntermaßen zuletzt.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Prof. Dr. Klaus Hamper – Deimern 5 - D-29614 Soltau - k.hamper@ewe.net

 

PS: Wir befinden uns mitten in einer Periode des großen Artensterbens, dennoch sind die meisten Menschen blind dafür. Sie sind so beschäftigt mit ihrem trivialen Zirkus, den anthropozentrischen Zeitvertreiben, Sport, Kunst, Klatsch, Politik, Wein, Essen und Unterhaltung. Die Menschen fiedeln, während die Erde brennt. Captain Paul Watson, www.sea-shepherd.de

 

PPS: An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert. Erich Kästner, Das fliegende Klassenzimmer

 

Von: hannover@tierschutz-landwirtschaft.de [mailto:hannover@tierschutz-landwirtschaft.de]

Gesendet: Freitag, 15. Juli 2016 14:54

An: 'karl-martin.unrath@emk.de'; 'st.wendel@ekir.de'

Betreff: Ihre Morgenandacht vom 14.07.2016

 

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2016/07/14/morgenandacht_14072016_dlf_20160714_0635_ae138d59.mp3

 

Sehr geehrter Herr Unrath,

 

durch Zufall habe ich gestern Ihre Morgenbetrachtung zum Thema Fleischkonsum gehört. Es freut mich, dass dieses Thema endlich wenigstens hin und wieder vonseiten einiger Kirchenangehöriger ernst genommen und in die Öffentlichkeit getragen wird.

 

Die üblen Folgen der Massentierhaltung hinsichtlich einer gigantischen Tierquälerei, Zerstörung von Boden, Luft und Wasser sowie der Biodiversität vor unserer Haustür, Abholzung der Regenwälder, Klimawandel, Hunger und Vertreibung der Menschen in ärmeren Ländern, eine unvorstellbare Nahrungsmittelverschwendung durch „Veredelung“ pflanzlicher Nahrung: alle diese Punkte haben Sie direkt oder indirekt angesprochen und damit Ihren Verzicht auf Fleisch aus Massentierhaltung begründet. In Ihrer Aufzählung fehlten allerdings noch die multiresistenten Keime, die in der Massentierhaltung entstehen und die Ihre Enkeltochter Emma in eine „post-antibiotische“ Zukunft hineinwachsen lassen werden.

 

Es ehrt Sie und ist auch höchst erforderlich, dass Sie diesen „Wahnsinn“ nicht mitmachen.

 

Im weiteren Verlauf Ihres Vortrages musste ich allerdings meine Übereinstimmung mit Ihren Gedanken deutlich reduzieren. Ich stelle mir den Gottesmann vor, der mit gezückter Flinte gut getarnt von seinem Hochsitz aus auf ein ahnungsloses Tier lauert und es aus dem Hinterhalt heraus tötet. Ich stelle ihn mir auch vor,  wie er auf den Treibjagden die Tiere in Todesangst versetzt, sodass sie verschreckt um ihr Leben laufen und, wenn sie „Glück“ haben, tödlich getroffen werden. Die Fehlschüsse, die viele Tiere langsam unter Qualen sterben lassen, gehören ja wohl auch zur Jagd. Ich stelle mir das große Gefühl der menschlichen Überlegenheit gegenüber dem anderen Leben vor und das Fieber, dieses Leben zu kriegen und auszulöschen. Was anderes ist es ja wohl nicht, auch wenn die Jagd gerne mit vielen edlen Verbrämungen überzogen wird – in der Regel durch die Jäger selbst.

 

Religiös hin oder her: ich kann jedenfalls nicht erkennen, dass Sie das Erbarmen, das Sie für sich selbst tagtäglich von Ihrem göttlichen Meister erflehen, an seine anderen Kreaturen weiterreichen. Ihr Ausweg, zu Fleisch zu kommen, ist erbarmungslos.

 

Wenn ich allerdings höre, zu welchen hanebüchenen Auswüchsen es die Kirchen sonst beim Thema Fleischkonsum bringen (in Ulm hat man kürzlich den längsten Leberkäse der Welt in 13.000 Portionen für das Münster gebacken und verkauft und Pfarrer Dierlich aus 40667 Meerbusch-Büderich lud seine Gemeinde zum halal Gegrillten ein, weil unsere moslemischen Mitbürger lieber geschächtete Tiere verspeisen), ist Ihr Ansatz zweifellos besser.

 

Ich möchte Ihnen aber zu bedenken geben, dass die Lust auf Fleisch (die ich übrigens selbst sehr gut kenne) nicht die letzte Begründung fürs Töten sein kann. Dass Fleisch gut schmeckt, ist keine Frage. Aber es ist eben nur zu erreichen, wenn man über Leichen geht. Das „Leben, das leben will“, hat dann halt Pech gehabt.

 

Ich glaube, dass wir Menschen (vielleicht die einzigen) Wesen auf dieser Welt sind, die die Möglichkeit haben, aus Einsicht und Mitgefühl Entscheidungen derart zu treffen, dass unser Handeln nicht nur durch einen guten Bratenduft und einen leckeren Geschmack gesteuert wird. Wir haben die Fähigkeit der Erkenntnis, dass Leben leben will und dass wir für einen kurzen Gaumenkitzel dieses Leben nicht auslöschen müssen. Eine große Vielfalt an gut schmeckenden und nahrhaften Lebensmitteln steht uns dafür zur Verfügung, sodass es „für jedermanns Bedürfnisse reicht, aber nicht für jedermanns Gier“.

 

Ich vermute, dass Sie den Ausspruch Leo Tolstois kennen: „So lange es Schlachthäuser gibt, wird es auch Schlachtfelder geben.“ Wir alle sollten öfter darüber nachdenken.

 

Und wir sollten auch nicht Wälder und Fluren in Schlachtfelder verwandeln.

 

Zu Ihrer Information teile ich Ihnen mit, dass ich diesen Brief in ein großes Netzwerk, bestehend aus vielen Tier- und Umweltschutzverteilern im deutschsprachigen Raum einstelle.  

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Maria Groß