DR. MED.
HENRICH STIFTUNG
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Kuriose Diskussionsrunde über „Prävention“ und Fleisch im Schweizer Fernsehen

Über Fleisch diskutierten zwei Politiker, eine Vertreterin des BAG (Bundesamt für Gesundheit), ein Vertreter der Fleischindustrie und ein Vertreter von Swissveg.

 

Zur Ausgewogenheit der Sendung:

 

Insgesamt traten vier Personen für den Fleischkonsum ein und nur einer trat gegen den Fleischkonsum ein.

 

Der fachlich kompetente Präsident von Swissveg als einziger Gegner des Fleischkonsums kam nur zweimal (!) zu Wort! Die Befürworter des Fleischkonsums konnten ihre kruden Botschaften in der übrigen Sendezeit genüsslich ausbreiten.

 

Zu den Aussagen:

 

Der Vertreter der Fleischwirtschaft bestritt die die Richtigkeit der WHO-Aussagen zur Krebsgefahr durch Fleisch und die Seriosität der dahinter stehenden 800 ausgewerteten Studien einfach ins Blaue hinein, ohne die Studien zu kennen. Das kam selbst dem Moderator seltsam vor.

 

Die Vertreterin des BAG stellte zwar richtig, dass die WHO-Aussagen und die Gesundheitsgefährdung durch Fleisch tatsächlich gegeben sei und dies auch schon vorher bekannt gewesen sei, aber dass es schon ausreichen würde, nicht zu viel Fleisch zu essen.

 

Die Politiker, die fachlich null Kenntnisse über den Zusammenhang von Ernährung und Krankheit haben, sagten, dass die Menge und eine „ausgewogene“ Ernährung entscheidend sei und dass es nicht auf wissenschaftliche Studien ankomme, sondern auf den „gesunden Menschenverstand“. Ja, Sie haben richtig gelesen, nicht mehr die Wissenschaft und ihre Forschungsergebnisse sollen für die Ernährung entscheidend sein, sondern der „gesunde Menschenverstand“. Wie weit uns der gesunde Menschenverstand gebracht hat, sieht man an den Heerscharen an chronisch Kranken mit Alzheimer, Demenz, Diabetes, Herzinfarkten, Arteriosklerose, Schlaganfällen, Krebs, Übergewicht und den horrenden Kosten im Gesundheitswesen. Wenn wissenschaftliche Forschung nichts zählt und durch den „gesunden Menschenverstand“ der Laien ersetzt werden soll, dann frage ich mich, warum man überhaupt noch Geld für Forschung ausgegeben wird. Wir haben doch schliesslich den „gesunden Menschenverstand“, der die Mehrheit der Menschen Fleisch, Fett und raffinierte Zucker fressen lässt, bis sie fett und krank werden. Von einem „gesunden Menschenverstand“ überhaupt zu reden, ist schon lächerlich. Schaut man sich in der Welt um, dann kann ich mehrheitlich nur einen „ungesunden Menschenverstand“ erkennen.

 

Natürlich ist eine kleine Menge ungesunder Nahrungsmittel besser als eine grosse Menge davon. Aber es ist völlig irrsinnig zu behaupten, dass eine kleine Menge ungesunder Nahrungsmittel gesund sei. Das geringstmögliche Risiko besteht nicht bei einer kleinen Menge ungesunder Nahrungsmittel, sondern bei null ungesunder Nahrungsmittel. Da keiner weiss, wie viel Ungesundes er aufgrund seiner genetischen Anlagen verträgt, und weil auch noch andere gesundheitsschädliche Einflüsse auf uns einwirken, ist man gut beraten, wenigstens alle die gesundheitsschädlichen Einflüsse zu vermeiden, die man vermeiden kann.

 

Wie man auf die Idee kommt, dass ausgerechnet ungesunde Nahrungsmittel wie Fleisch zu einer „ausgewogenen“ Ernährung gehören, ist aus ernährungswissenschaftlicher Sicht schlicht nicht nachvollziehbar. Genauso gut könnte man behaupten, dass andere gesundheitsschädliche Dinge wie Rauchen, Schnaps, harte Drogen und Kopftreffer beim Boxen auch zu einem „ausgewogenen“ Lebensstil gehören. Das ist erkennbar Schwachsinn.

 

Ein Politiker meinte, es ginge ihm um die Bevölkerung, die durch die Aussagen der WHO „stark verunsichert“ worden sei und das dürfe nicht sein. Das ginge ihm zu weit. Da reibt man sich die Augen. Was sonst ist die Aufgabe der WHO und der Gesundheitsbehörden als die Bevölkerung über Gesundheitsgefahren zu informieren, so dass sich jeder selbst davor schützen kann? Hoffentlich werden die Menschen so verunsichert, dass sie anfangen sich zu informieren, nachzudenken und ihr Verhalten zu ändern.

 

Kein einziges Wort wurde in der Sendung darüber verloren, welche immensen Schaden Tierqualprodukte beim Klima, in der Umwelt und beim Welthungerproblem anrichten.

 

Fazit: Die Fleischfresserlobby darf im Fernsehen mit einer erdrückenden personellen Übermacht mit absurden, aber gut klingenden Argumenten Propaganda für Fleisch machen, die der Laie aber nicht als irreführend und absurd erkennt. Der kompetente Swissveg-Mann kommt nur zweimal zu Wort. Politiker reden so, dass sie bei der Bevölkerung gut ankommen: Gesundheit sei zwar angeblich wichtig, aber die Menschen brauchten natürlich nicht auf gesundheitsschädliches Fleisch zu verzichten und könnten so weiter machen wie bisher, denn ihnen allen wird ja ein gesunder Menschenverstand attestiert. Das gefällt den Leuten und daher werden sie sich weiter krank fressen, das Klima und die Umwelt ruinieren, den Massenmord an den Tieren und den Hungernden finanzieren.

 

http://www.srf.ch/news/schweiz/arena-die-warnung-vor-der-wurst-sinn-oder-unsinn