DR. MED.
HENRICH STIFTUNG
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Fragen an ProVegan und die Antworten

Sehr geehrte Damen und Herren bei ProVegan,

 

ich bin Schülerin der 10. Klasse des Hans-und-Hilde-Coppi-Gymnasiums in Berlin. Für meine MSA Prüfung befrage ich verschiedene Ökophologen, Ernährungsberater und Tierschützer zu dem Thema „Vegane Ernährung - positiv für Mensch, Tier und Umwelt“, wobei ich meinen Schwerpunkt auf die umweltlichen Folgen lege. Bei meiner Präsentation werde ich auf die Vor- und Nachteile dieser Ernährungsweise eingehen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich dabei unterstützen würden und mir folgende Fragen beantworten könnten.

 

1. Die Nachfrage nach Sojabohnen in Deutschland ist in den letzten Jahren gestiegen. Unter anderem aufgrund der steigenden Anzahl der Veganer in Deutschland, die viele Sojaprodukte, wie Tofu, Sojamilch oder ähnliches konsumieren. Für den Anbau von Sojabohnen in Südamerika, werden große Flächen an Regenwald abgeholzt, die wichtig für den CO2-Haushalt der Erde sind. Schaden Veganer also der Umwelt und dem Klima mehr, wenn sie statt Fleisch oder Milch Sojaprodukte konsumieren?

 

2. Wenn es zum Thema vegane Ernährung und Tierschutz kommt, argumentieren viele Menschen, dass es doch ausreichen würde Biofleisch zu essen. Würden sie dieser Aussage zustimmen?

 

3. In einigen Jahren wird es eventuell zur Überbevölkerung kommen. Heutzutage hungern schon Millionen Menschen auf der Welt. Doch anstatt Getreide und Soja direkt an die Menschen zu geben, geht ein Großteil an die Tiere, die in der Massentierhaltung für Fleisch, Milch und Eier gehalten werden. Die Tierhaltung nimmt somit nicht nur viel Platz weg, der zukünftig für menschlichen Lebensraum gebraucht wird, sondern hält hungernden Menschen überlebensnotwendige Lebensmittel vor. Könnte vegane Ernährung dieses Problem lösen?

 

4. Enthält eine vegane Ernährung mehr Vitamine und Nährstoffe, die eine Chance auf Krankheiten, wie Krebs oder Diabetes senken?

 

5. Denken Sie, dass eine vegane Ernährung grundsätzlich die Umwelt, das Klima, die Weltmeere und die Tiere schont und die CO2-Bilanz verringert?

 

6. Ist vegane Ernährung auch für Babys, Heranwachsende und Schwangere geeignet? Im voraus bereits vielen Dank für ihre Mithilfe.

 

Mit freundlichen Grüßen Marie G

 

Meine Antworten:

 

Zur Frage 1.: Wenn 98 % der Weltsojaernte an die "Nutztiere" verfüttert werden, dann ist der Anteil der Veganer am Sojaverbrauch sehr klein. Zudem ist das Soja, für das der Regenwald abgeholzt wird, so gut wie immer genverändert und daher nahezu ausschliesslich für die Fütterung der "Nutztiere" bestimmt. Gensoja wird zumindest in Europa vom Verbraucher abgelehnt und ist daher nicht als Nahrungsmittel verkäuflich und meines Wissens nach nicht erhältlich. Selbst wenn Veganer "Regenwald-Soja" essen würden, dann wäre dies immer noch besser, anstatt 16 kg Soja zur Erzeugung von nur 1 kg Rindfleisch zu vergeuden.

 

Zur Frage 2.: Was hat Tier"schutz" mit Tier"tötung" zu tun? Es ist doch geradezu irrsinnig, das Töten eines empfindsamen Lebewesens mit Schutz in Verbindung zu bringen. Auch Biotiere werden in den Schlachthäusern umgebracht, in denen auch alle anderen Tiere getötet werden. Die systemimmanenten Tierquälereien wie zum Beispiel Fehlbetäubungen, die in unzähligen Filmdokumenten gezeigt werden und gar nicht verhindert werden können, macht den Konsum von Biotieren um keinen Deut besser. Zudem sind Biotiere nahezu genauso krank wie konventionell gehaltene Tiere, wie Studien nachgewiesen haben. Deshalb kann man keinesfalls davon sprechen, dass es Biotieren vor der Schlachtung besser ergangen sei. Bio ist so wie die ganzen Tierschutzlabels ein reines verlogenes Marketinginstrument der Industrie. Selbst wenn es Biotieren vor der Schlachtung besser gehen würde, so rechtfertigt doch ein angebliches gutes Leben keine Abschlachtung!

 

Zur Frage 3.: Die Überbevölkerung existiert bereits. Es werden jetzt schon mehr Ressourcen vernichtet als die Erde verkraften kann. Nur eine vegane Ernährung kann das Hungerproblem lösen, alles andere sind Scheingefechte. Denn wir sollten nicht vergessen, dass täglich ca. 6.000 - 43.000 Kinder an Hunger sterben, während ca. 40 % der weltweit gefangenen Fische, ca. 50 % der weltweiten Getreideernte und ca. 98 % der weltweiten Sojaernte an die „Nutztiere“ verfüttert werden, was zum grossen Teil sogar aus den "Hungerländern" stammt. 80 % der hungernden Kinder leben in Ländern, die einen Nahrungsüberschuss produzieren, doch die Kinder bleiben hungrig und verhungern, weil der Getreideüberschuss an Tiere verfüttert bzw. exportiert wird.

 

Zur Frage 4.: Eine vegane Ernährung ist nicht automatisch gesund. Nur eine richtig durchgeführte vegane Ernährung enthält genau die richtigen Mengen und Kombinationen an Vitaminen und Nährstoffen, die nachweislich das Erkrankungsrisiko für Herz-Kreislauferkrankungen (häufigste Todesursache), Diabetes, Krebs, Demenz, Alzheimer usw. deutlich senken. Nur wenn man sich an die 7 Regeln hält, dann ist eine vegane Ernährung auch die gesündeste Kostform: https://www.provegan.info/de/ernaehrung/7-regeln-einer-gesunden-veganen-ernaehrung/

 

Zur Frage 5.: Es ist längst nachgewiesen, dass nur eine vegane Ernährung den Klimawandel noch aufhalten kann. Selbst eine Untersuchung der UNO bestätigt, dass Tierprodukte die Hauptursache für den Klimawandel sind: http://www.fao.org/docrep/010/a0701e/a0701e00.HTM

 

Schon 2009 stellte das renommierte WorldWatch Institute in einer Studie fest, dass der Konsum von Fleisch, Milch, Fisch und Eiern für mindestens 51 % der weltweiten von Menschen ausgelösten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist: http://www.worldwatch.org/files/pdf/Livestock%20and%20Climate%20Change.pdf

 

Zur Frage 6.: Als Arzt habe ich intensiv mit den zur Verfügung stehenden Studien befasst. Danach steht eindeutig fest, dass eine richtig durchgeführte vegane Ernährung für Babys, Heranwachsende und Schwangere nicht nur geeignet ist, sondern die einzig gesunde Ernährung darstellt. Wer etwas anderes behauptet, kennt entweder die wissenschaftlichen Fakten und Studien nicht oder hat zu enge finanzielle Verbindung zur Nahrungsmittelindustrie. In diesem Zusammenhang möchte ich an die Aussagen der Amerikanischen Gesellschaft für Ernährung erinnern:

 

„Die American Dietetic Association ist der Ansicht, dass gut geplante vegetarische Ernährungsformen, einschliesslich komplett vegetarischer oder veganer Ernährungsformen, gesund sind, ernährungsphysiologisch bedarfsgerecht sind und gesundheitliche Vorteile in der Prävention und der Behandlung bestimmter Krankheiten bieten. Eine gut geplante vegetarische Ernährungsform ist für Menschen aller Altersstufen geeignet, eingeschlossen Schwangere, Stillende, Kleinkinder, Kinder, Heranwachsende und Sportler.“

 

Selbst der Normalbürger mit normaler Intelligenz müsste durch eigene Überlegungen zu dem Schluss kommen, dass gesundheitsschädliche Tierprodukte nicht wie durch ein Wunder zu einer gesunden Ernährung führen können.

 

Mit den besten Grüssen

 

Ernst Walter Henrich

 

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